Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friedrich Cotta

Weimar 16. März [Dienstag] 1802.

Ich übersende Ihnen hier einige Gedichte für den Damen Calender, wenn ich Zeit finde, folgt vielleicht noch etwas nach.

Auch schicke ich eine Erzählung, die mir zur Ansicht ist mitgetheilt worden und die Sie vielleicht für die Flora brauchen können. Sie ist nicht ohne Interesse und hat eine reine moralische Tendenz. Der Verfasser ist mit 4 Rthlr. für den gedruckten Bogen zufrieden. Steht sie Ihnen nicht an, so haben Sie die Güte, sie gleich wieder zurückzuschicken. 

Sie haben jezt ohne Zweifel meinen Schwager gesehen und das bewußte Geschäft mit ihm abgemacht. Lassen Sie mich doch in Ihrem nächsten Briefe wissen, wie Sie ihn gefunden, denn er war nicht ganz wohl, als er abreiste. 

Können Sie eine genaue SpecialCharte von dem Waldstättensee und den umliegenden Cantons mir verschaffen, so haben Sie die Güte sie mit zu bringen. Ich habe so oft das falsche Gerücht hören müssen, als ob ich einen Wilhelm Tell bearbeitete, daß ich endlich auf diesen Gegenstand aufmerksam worden bin, und das Chronicon Helveticum von Tschudi studierte. Diß hat mich so sehr angezogen, daß ich nun in allem Ernst einen Wilhelm Tell zu bearbeiten gedenke, und das soll ein Schauspiel werden, womit wir Ehre einlegen wollen. Sagen Sie aber niemand kein Wort davon, denn ich verliere die Lust an meinem Arbeiten, wenn ich zuviel davon reden höre. Ist das Chronicon von Tschudi um etliche Gulden zu bekommen, so bringen Sie mirs auch mit, denn ich möchte es wohl eigen besitzen. 

Ein anderes kleineres Schauspiel wird gegen den Herbst fertig und könnte allenfalls auf neu Jahr herauskommen. 

Leben Sie recht wohl mein werthester Freund. Die herzlichsten Grüße von meiner Frau an ihre liebe Gattin. Ganz der Ihrige

Sch.


Bemerkungen

Nach K. abgesandt d. 15.

Empfangs- u. Beantwortungsvermerk:
1. April.
9. April.

1 X. Vom 15. Febr. (eingetr. d. 22.). Z. Vom 9. April (eingetr. d. 19.).
Zu 365. Z. 3. Die Gedichte: An die Freunde und Die vier Weltalter. Zu Z. 5. Nach Vollmer die Erzählung: Die Brüder. Zu Z. 12. Vgl. Nr. 1758. Zu Z. 28. Die Braut von Messina.