Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friedrich von Hoven

Weimar 18. May [Mittwoch] 1803.

Du wirst Dich über das lange Ausbleiben deiner Vocation gewundert haben, lieber Freund, weil nach den lezten Nachrichten, die Du von mir erhalten, eine baldige Entscheidung zu erwarten war. Aber ein Umstand, den ich Dir noch nicht schreiben kann, weil ihn Goethe mir im geheimen vertraute, hat die ganze Sache für jezt ins Stocken gebracht. Es ist nehmlich zweifelhaft, ob Himlys Stelle überhaupt wird besetzt werden, dieses wird sich wahrscheinlich Anfang des nächsten Monats, wo unser Herzog von seiner Reise zurückkommt entschieden. Wird diese Stelle (welche erst seit Hufelands Versetzung nach Jena für ihn neu errichtet worden ist) noch besezt, so hast Du, so viel ich weiß, keinen Nebenbuhler zu fürchten. 

Betrachte also Deine Sache noch nicht als geschlossen und thue vor der Hand keinen Schritt, der Deinen andern Verhältnissen entgegen wäre. Ich hoffe daß alles nach unsern Wünschen sich noch lösen wird, aber für den schlimmsten Fall must Du Dich wenigstens vor einem contrairen Schritte hüten. 

Sobald ich etwas erfahre schreibe ich Dir sogleich. 

Herzlich umarmen wir Dich u. Deine liebe Frau

Dein treuer 

Sch.