Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friedrich von Hoven

Weimar 10. Jun. [Freitag] 1803.

Zu Besetzung der med. Professorstelle, theurer Freund, ist indessen kein weitrer Schritt geschehen, aber Loder geht Ende Sommers wirklich nach Halle ab, und hat seine Entlassung vor 8 Tagen erhalten. Nun hängt alles davon ab, wenn man an Loders Stelle berufen wird, Sömmering, den man freilich am liebsten hätte, hofft man nicht zu bekommen, weil er nach Weisbergs Tod, der sehr bald erfolgen kann, Aussichten nach Göttingen hat. Sollten binnen jezt und 14 Tagen wo mein Schwager mit dem Erbprinzen nach Rußland abreist, Diene Aussichten nach Jena ungewisser werden, wie ich nicht hoffe, so will ich meinem Schwager dringend empfehlen, Dich auf die neue Universität nach Torpath zu bringen, doch ist diß freilich nur ein pis aller und ich will nicht wünschen, daß Du nöthig habest, diesen Schritt zu thun. Wir hatten uns hier schon so sehr darauf gefreut, uns endlich vereinigt zu sehen, daß ich von dieser Hofnung nicht so leicht scheiden kann. 

Ich wäre gern mit Cotta nach Schwaben gereist, aber die Zeit war mir nicht bequem dazu, weil ich jezt nicht gut abkommen konnte. Und damals, als ichs ihm zusagte, glaubte ich einen andern Plan damit vereinigen zu können, welcher aber jezt abgeändert ist. 

In 14 Tagen kommt unser Herzog zurück und dann hoffe ich, daß in Deiner Sache etwas wird entschieden werden. 

Lebe recht wohl, unsere herzlichsten Grüße an Euch beide. 

Dein treuer Freund 

Sch.


Bemerkungen

1 Vgl. Frau v. Hoven an Charl. v. Schiller vom 2. Juli. Urlichs, Brfe. an Sch. Nr. 383.
Ernst Müller giebt in seinem Kommentar zu K. einen falschen Inhalt dieses Briefes an und nimmt an, daß der Brief nicht mit dem fälschlich vom 10. Jan. 1803 datirten identisch sei.
Zu S. 47. Z. 12. Ich vermute, Schs. Plan war gewesen, des Tells wegen in die Schweiz zu reisen.