Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wolfgang von Goethe

[Weimar, 13. Januar. Freitag. 1804.]

Indem ich mich erkundige wie es mit Ihrer Gesundheit steht, frage ich zugleich an, ob Sie Sich gestimmt und aufgelegt fühlen, von etwas poetischem Notiz zu nehmen. Denn in diesem Fall wollte ich Ihnen den großen ersten Act des Tell zuschicken, welchen ich an Iffland abzusenden gedrungen werde, und nicht gern ohne Ihr Urtheil aus den Händen geben möchte. Unter allen den widerstreitenden Zuständen, die sich in diesem Monat häufen, geht doch die Arbeit leidlich vorwärts und ich habe Hoffnung, mit Ende des kommenden Monats ganz fertig zu seyn. 

Die Recension, die Sie mir geschickt, ist mir ganz ungenießbar und fast unverständlich; ich fürchte dieser böse Casus wird Ihnen noch oft vorkommen. Von dem recensierten Buch habe ich mir keinen Begriff daraus schöpfen können. 

Die Stahl habe ich gestern bei mir gesehen, und sehe sie heut wieder bei der Herzogin Mutter – Es ist das alte mit ihr, man würde sich an das Faß der Danaiden erinnern, wenn einem nicht der Oknos mit seinem Esel dabei einfiele. 

Sch.