Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wolfgang von Goethe

[Weimar, 28. Jan. Sonnabend. 1804.]

In meiner Abgeschiedenheit worinn ich jezt den ganzen Tag zubringe, ist mir so ein freundlicher Gruß zum Abend ein rechtes Labsal, und Sie werden mich ordentlich verwöhnen. Auf die zwey Nova bin ich sehr begierig. Der Gegenstand des Gemähldes scheint mir ganz excellent zu seyn und dazu geeignet, ein Kunstwerk vom ersten Rang hervor zu bringen, weil er zwey ganz entgegengesetzte Zustände sinnlich vereinigt. 

Ich habe Ihnen nichts ähnlicher Art zu berichten. Neben meinem Pensum, das langsam fortrückt und wenigstens nicht stockt, habe ich die Memoires von einem tüchtigen Seemann gelesen, die mich im mittelländischen und indischen Meer herumgeführt haben, und in ihrer Art bedeutend genug sind. Schlafen Sie recht wohl, ich hoffe, Ihnen bald wieder etwas schicken zu können. 

S. 

[Adresse:] 
   HE. Geh. Rath 
       v. Goethe 
     Hochwohlg.


Bemerkungen

1 Zu S. 118. Z. 28. Die zwei Nova waren ein Gemälde eines alten Manieristen und Calderons standhafter Prinz. Vgl. X.
Zu S. 119. Z. 5. Düntzer denkt an die Voyages à Madagascar, Maroc et aux Indes Orientales von Alexis Rochon. Ich kenne die betreffende Litteratur nicht genug, um hier Vermutungen auszusprechen.