Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Karl Gustav Brinkman

Berlin 16. May [Mittwoch] 1804.

Ich hatte gehoft, mein verehrter Freund, Sie vor meiner Abreise aus B. welche Morgen frühe erfolgt noch zu sehen und mündlich Abschied zu nehmen, aber meine noch immer sehr angegriffene Gesundheit und die Zerstreuungen der letzten Augenblicke verbieten mirs. Ich thue es also schriftlich, und empfehle mich und meine Frau Ihrem freundschaftlichen Andenken aufs Beste. 

Ihre Gedichte, womit Sie mir ein so angenehmes Geschenk machten, werden mich begleiten und Ihr Geist, in dessen Nähe ich mich so gern fühle, mich umgeben. 

Entschuldigen Sie mich, verehrter Freund, bei Frau von Berg, daß ich abreise, ohne sie gesehen zu haben. Ich verliere dabei am meisten, aber ich hoffe, das Verlorne hereinzubringen, denn meine Wünsche führen mich gewiß bald wieder nach B. zurück. 

Beehren Sie mich mit Ihren Aufträgen an die Freunde zu Weimar, ich werde sie pünktlich besorgen. 

Mit herzlicher Achtung und Ergebenheit. 

Der Ihrige 

Schiller.


Bemerkungen

1 In K. ist eines Verkehrs mit Brinkmann in Berlin nicht erwähnt.
Vgl. Nr. 1317. Der Adressat, Schleiermachers naher Freund, war 1801-1807 schwedischer Geschäftsträger in Dresden und Berlin. Über seine Beziehungen zu Schiller giebt Ernst Müller in seinem Kommentar zu K. Auskunft.
Zu S. 143. Z. 10. Brinkmanns Gedichte erschienen 1804 und unter verändertem Titel (Elegien u. Arabesken) in zweiter Auflage 1820. Vorher hatte er schon 1789 unter dem Namen Selmar ein Gedicht herausgegeben. Zu Z. 13. Frau v. Berg, Hofdame der Königin Luise, von der Sch. am 13. Mai empfangen war.