Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friedrich Cotta

Weimar 28. May [Montag] 1804. 

Hier, mein werthester Freund, die ersten Bogen des Tell, jeder Posttag soll Ihnen neues Manuscript bringen bis alles geliefert ist. 

Was den Druck betrifft, so überlasse ich es Ihnen ganz ob Sie gleich 2 Editionen eine in lateinischer, die andre in deutscher Schrift machen wollen. Was der Satz mehr kostet, könnte am Papier erspart werden, wenn die deutsche Edition um soviel enger gedruckt wird. Wollen Sie aber bei Einer Ausgabe bleiben, so wird sie wohl mit deutschen Lettern am beßten seyn, weil der Tell doch auch vom Volke wird gelesen werden. In diesem Fall bitte ich Sie aber die alte Schrift von der Braut von Messina etc. beizubehalten, und dafür zu sorgen, daß etwa 18 oder 19 Zeilen auf die Seite kommen. Die mit Bleistift unterstrichene Handlung wird mit kleinerer Schrift, die Nahmen aber über dem Text mit der Schrift des Textes, nur gesperrt gedruckt. Sorgen Sie dafür, daß der Steg möglichst breit werde, soweit es geschehen kann ohne die Verse zu brechen oder den Rand zu schmal zu machen. Uebrigens bleibt es bei meiner alten Bitte, die Correcturen an mich zu senden. Es können, um die Sache zu beschleunigen, immer zwey Bogen zusammen geschickt werden, wenn genug Vorrath von Lettern da ist und zwey Setzer arbeiten. 

Krause zeichnet bereits an den Schauspielern und ich werde sehr treiben daß diese Bildnisse fertig werden. Wenn Sie auch für die, nach fernen Gegenden bestimmten Exemplare nicht alle fertig bekommen sollten, so ist es auch an 6 oder 8 genug und diese werden im August gewiß illuminiert seyn. 

Leben Sie wohl bester Freund. Von ganzem Herzen der Ihrige 

Schiller.


Bemerkungen

 

Empfangs- u. Beantwortungsvermerk:
14. Juni.
15. Juni.

1 Z. Vom 15. Juni.
Zu S. 145. Z. 32. Krause ist der Direktor der Weimarer Zeichen- und Kunstakademie, Georg Melchior Kraus. Vgl. Nr. 1974, 1980, 1984.