Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friedrich Cotta

Weimar, 6. Januar [Donnerstag] 1805.

Hubers Tod hat mich innig betrübt ja erschreckt, und diß eben sowohl in Rücksicht Ihrer als meiner alten Freundschaft für ihn, die sich zwar erkältet aber nichts weniger als verloren hat. Ja ich zweifelte nicht, daß die Zeit uns wieder vereinigen würde. Wie ist diese Hofnung mir nun auf einmal zerstört, und wie beklag ich es, daß er gerade jezt, wo es ihm wieder glücklich zu gehen anließ, dahin mußte!

Sie mein lieber Freund sind dieses vergangne Jahr oft mit dem wahren oder erdichteten Verlust Ihrer Freunde erschreckt worden, möchte die Zukunft Ihnen für diese Bitterkeit wieder Freude schenken! 

Jezt zu unserm Geschäfte. Es freut mich sehr, daß Sie den ersten Band meines Theaters noch auf die nächste Ostermesse liefern können. Zum Anfang sende ich die 4 ersten Bogen des neu durchgesehenen Karlos, der gleich auf das kleine Vorspiel folgen kann. Von der Jungfrau von Orleans sollen in 8 Tagen ebenfalls die ersten Bogen folgen, daß sogleich wenn es nöthig wäre der zweite Setzer daran arbeiten kann. Nur muß die Pagina durch den ganzen Band durchlaufen, daher es nöthig ist, daß jemand die Mühe nehme auszurechnen, wieviel Blätter und Seiten der Karlos einnehmen wird (es versteht sich daß ein kleiner Verstoß in der Berechnung sich immer gut machen läßt). 

Bei näherm Anblick des Probedrucks finde ich, daß eine etwas größere Schrift doch den meisten Lesern willkommener seyn würde, und schlage daher vor, die Schrift auf dem Titelbogen, die ich mit NB bezeichnet zur Textschrift zu erwählen, und mit der kleinern, welche wir bisher zum Text gebraucht, die in Parenthesen gesezte Handlung drucken zu lassen. Sonst habe noch zu erinnern, daß zu den Titeln keine so große Schrift zu nehmen weil es nicht elegant aussieht. Huldigung der Künste z. B. ist in allzugroßer Schrift gedruckt, Wenn Sie keine mittlere Schrift zwischen A und B haben, so müßte der Haupttitel des ganzen Werks nehmlich Theater freilich mit A gedruckt werden und die Titel der einzelnen Stücke wie Don Carlos. Jungfrau von Orleans. Huldigung der Künste mit B. Haben Sie aber eine solche mittlere Schrift, so können wir jene Schrift A ganz vermeiden. 

Noch bemerke ich, daß in den gedruckten Bogen des Karlos, die ich hier schicke, die einzelnen Verse nicht mit großen Buchstaben angefangen sind, welches eine Neuerung ist die ich nicht billige. Der Setzer soll sich also in diesem Stück nicht darnach richten, sondern jeden Vers ohne Unterschied mit einem großen Buchstaben anfangen. 

Auf dem Probebogen bemerke ich einen Schreibfehler, der sich gewiß auch im Manuscripte findet. Es ist nehmlich ein Comma hinter Früchte (im fünften Vers) welches nicht hingehört und den Sinn entstellt. 

Den Titel zum ganzen Werke lege ich bei. Ich hab ihn so einfach als möglich eingerichtet. 

Was aus meiner Feder kommt, sei es von großen oder kleinen Sachen, gehört Ihnen, nur hie und da einen kleinen Lappen für Becker in Dresden abgerechnet, den ich vielleicht noch dahin geben muß zu Erwiederung alter Höflichkeiten. Doch wird es immer wenig seyn und vielleicht weiß ich mich ganz frei zu machen. Was mir also für den DamenCalender sich irgend anbietet, soll Ihnen gewidmet seyn. 

Adieu mein lieber Freund. Mögen Sie recht thätig und froh in das neue Jahr hinübergehen! 

Ganz der Ihrige 

Sch. 

NS. So eben erhalte ich den CartenAlmanach, der sehr grazios gemacht ist und überaus schön erfunden. – Mein Schwager und Schwägerin empfehlen sich nebst meiner Frau aufs beste.


Bemerkungen

Abgesandt nach K. d. 7.

Empfangs- u. Beantwortungsvermerk:
14. Jan.
18. Jan.

1 S. 200. Z. 20. Lies: 6. Januar [Sonntag].
Zu S. 200. Z. 21. Huber war am 24. Dez. 1804 in Ulm gestorben. Vgl. Vollmer in AB. S. 546. Vgl. Nr. 2025. Zu Z. 29. Vgl. zu Nr. 2019.
Zu S. 201. Z. 33. Sch. hat wohl Druckfehler schreiben wollen.
Zu S. 2002. Z. 10. Vgl. Cottas Bitte in X.