Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an August Wilhelm Iffland

Weimar den 12. April [Dienstag] 1805. 

Cordemann ersucht mich, ihm ein paar Worte an Sie mitzugeben; und seinen Wunsch, beim Berliner Theater angestellt zu werden, zu unterstützen. Ich kann es mit aller Ueberzeugung thun, da er ein sehr verdienstvoller Schauspieler ist, den wir hier ungern verlieren. 

Ich bin sehr ärgerlich darüber, daß wir um die Hofnung kommen, Sie diesen Monat hier zu sehen. Ein andermal, mein theurer Freund, wenn Sie zu einem solchen Besuch bei uns Lust und Zeit haben, fragen Sie ja nicht vorher an, sondern erscheinen gleich selbst in eigner Macht der Person und des Talents. Dann wird man sich glücklich schätzen, Sie zu haben. Wir sind hier arme Teufel, die man überraschen muß. Es geht uns wie den Schönen, die man im Sturm erobern muß. 

Wir werden nächsten Monat den Othello in einer neuen Uebersetzung, die der Professor Voß gemacht und wir nach den Forderungen des Theaters und der Decenz, so weit es nöthig war, umgeändert spielen. Da dieses Stück in der bisherigen Form, worinn es gegeben worden, gar zu viel gegen sich gehabt hat, und doch seines hohen innern Werthes wegen verdient, auf dem Repertorium jeder Bühne zu stehen, so war es eine verdienstliche Arbeit, und ich darf sie mit Ueberzeugung auch Ihnen empfehlen. 

Phädra ist, hoffe ich, in Ihren Händen, ich wünsche daß Mad. Unzelmann dadurch Gelegenheit bekäme, sich neue Ehre zu werben. 

Ganz und immer der Ihrige 

Schiller.


Bemerkungen

1 Abgesandt nach K. d. 15. durch Cordemann.
S. 234. Z. 2. Lies: 12. April (Freitag].