Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Deutsche Treue

 

Um den Zepter Germaniens stritt mit Ludwig dem Bayer
  Friedrich aus Habsburgs Stamm, beide gerufen zum Thron;
Aber den Austrier führt, den Jüngling, das neidische Kriegsglück
  In die Fesseln des Feind’s, der ihn im Kampfe bezwingt.
Mit dem Throne kauft er sich los, sein Wort muss er geben,
  Für den Sieger das Schwert gegen die Freunde zu ziehn.
Aber was er in Banden gelobt, kann er frei nicht erfüllen.
  Siehe da, stellt er auf’s Neu willig den Banden sich dar.
Tief gerührt umhals’t ihn der Feind, sie wechseln von nun an,
  Wie der Freund mit dem Freund, traulich die Becher des Mahls,
Arm in Arme schlummern auf einem Lager die Fürsten,
  Da noch blutiger Hass grimmig die Völker zerfleischt.
Gegen Friedrichs Heer muss Ludwig ziehen. Zum Wächter
  Bayerns lässt er den Feind, den er bestreitet, zurück.
“Wahrlich! So ist’s! Es ist wirklich so. Man hat mir’s geschrieben.”
  Rief der Pontifex aus, als er die Kunde vernahm.

 


 

Überarbeitet von Jürgen Kühnle auf Basis folgender Quellen:

  1. Gedichte von Friedrich Schiller. Siegfried Lebrecht Crusius, Leipzig, 1804. Seite 4-200. Unveränderter Originaltext auf dieser Seite.
  2. Friedrich von Schillers sämmtliche Werke. Neunter Band. J.G. Cotta’sche Buchhandlung. 1814. Seite 4-199. Unveränderter Originaltext auf dieser Seite.