Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Dithyrambe

 

Nimmer, das glaubt mir,
Erscheinen die Götter
Nimmer allein.
Kaum dass ich Bacchus, den Lustigen habe,
Kommt auch schon Amor, der lächelnde Knabe,
Phöbus, der Herrliche findet sich ein.
  Sie nahen, sie kommen,
  Die Himmlischen alle,
  Mit Göttern erfüllt sich
  Die irdische Halle.

Sagt, wie bewirt’ ich,
Der Erdegeborne,
Himmlischen Chor?
Schenket mir euer unsterbliches Leben,
Götter! Was kann euch der Sterbliche geben?
Hebet zu eurem Olymp mich empor.
  Die Freude, sie wohnt nur
  In Jupiters Saale,
  O, füllet mit Nektar,
  O, reicht mir die Schale!

Reich ihm die Schale!
Schenke dem Dichter
Hebe nur ein.
Netz’ ihm die Augen mit himmlischem Taue,
Dass er den Styx, den Verhassten, nicht schaue,
Einer der Unsern sich dünke zu sein.
  Sie rauschet, sie perlet,
  Die himmlische Quelle,
  Der Busen wird ruhig,
  Das Auge wird helle.

 


 

Überarbeitet von Jürgen Kühnle auf Basis folgender Quellen:

  1. Gedichte von Friedrich Schiller. Siegfried Lebrecht Crusius, Leipzig, 1804. Seite 5-151. Unveränderter Originaltext auf dieser Seite.
  2. Friedrich von Schillers sämmtliche Werke. Neunter Band. J.G. Cotta’sche Buchhandlung. 1814. Seite 4-30. Unveränderter Originaltext auf dieser Seite.