Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Dem Erbprinzen von Weimar, als er nach Paris reis’te

in einem freundschaftlichen Zirkel gesungen.

So bringet denn die letzte volle Schale
  Dem lieben Wand’rer dar,
Der Abschied nimmt von diesem stillen Tale,
  Das seine Wiege war.

Er reisst sich aus den väterlichen Hallen,
  Aus lieben Armen los,
Nach jener stolzen Bürgerstadt zu wallen,
  Vom Raub der Länder groß.

Die Zwietracht flieht, die Donnerstürme schweigen,
  Gefesselt ist der Krieg
Und in den Krater darf man niedersteigen,
  Aus dem die Lava stieg.

Dich führe durch das wild bewegte Leben
  Ein gnädiges Geschick!
Ein reines Herz hat Dir Natur gegeben.
  O, bring es rein zurück!

Die Länder wirst Du sehen, die das wilde
  Gespann des Kriegs zertrat.
Doch lächelnd grüßt der Friede die Gefilde
  Und streut die gold’ne Saat.

Den alten Vater Rhein wirst Du begrüßen,
  Der Deines großen Ahns
Gedenken wird, solang sein Strom wird fließen
  Ins Bett’ des Ozeans.

Dort huldige des Helden großen Manen
  Und opfere dem Rhein,
Dem alten Grenzenhüter der Germanen,
  Von seinem eig’nen Wein.

Dass Dich der vaterländ’sche Geist begleite,
  Wenn Dich das schwanke Brett
Hinüberträgt auf jene linke Seite,
  Wo deutsche Treu’ vergeht.

 


 

Überarbeitet auf Basis folgender Quellen:

  1. Gedichte von Friedrich Schiller. Siegfried Lebrecht Crusius, Leipzig, 1804. Seite 6-28. Unveränderter Originaltext auf dieser Seite.
  2. Friedrich von Schillers sämmtliche Werke. Neunter Band. J.G. Cotta’sche Buchhandlung. 1814. Seite 4-297. Unveränderter Originaltext auf dieser Seite.