Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Einem jungen Freunde

als er sich der Weltweisheit widmete

 

Schwere Prüfungen musste der griechische Jüngling bestehen,
  Eh’ das Eleusische Haus nun den Bewährten empfing.
Bist Du bereitet und reif, das Heiligtum zu betreten,
  Wo den verdächtigen Schatz Pallas Athene verwahrt?
Weißt Du schon, was Deiner dort harrt? Wie teuer Du kaufest?
  Daß Du ein ungewiss Gut mit dem Gewissen bezahlst?
Fühlst Du Dir Stärke genug, der Kämpfe schwersten zu kämpfen,
  Wenn sich Verstand und Herz, Sinn und Gedanken entzwei’n,
Mut genug, mit des Zweifels unsterblicher Hydra zu ringen,
  Und dem Feind in Dir selbst männlich entgegen zu gehn,
Mit des Auges Gesundheit, des Herzens heiliger Unschuld
  Zu entlarven den Trug, der Dich als Wahres versucht?
Fliehe, bist Du des Führers im eigenen Busen nicht sicher,
  Fliehe den lockenden Rand, ehe der Schlund Dich verschlingt.
Manche gingen nach Licht und stürzten in tiefere Nacht nur,
  Sicher im Dämmerschein wandelt die Kindheit dahin.

 


 

Überarbeitet auf Basis folgender Quellen:

  1. Gedichte von Friedrich Schiller. Siegfried Lebrecht Crusius, Leipzig, 1804. Seite 6-132. Unveränderter Originaltext auf dieser Seite.
  2. Friedrich von Schillers sämmtliche Werke. Neunter Band. J.G. Cotta’sche Buchhandlung. 1814. Seite 4-285. Unveränderter Originaltext auf dieser Seite.