Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Der Kampf

 

Nein, länger werd’ ich diesen Kampf nicht kämpfen,
  Den Riesenkampf der Pflicht.
Kannst Du des Herzens Flammentrieb nicht dämpfen,
  So ford’re, Tugend, dieses Opfer nicht.

Geschworen hab’ ich’s, ja, ich hab’s geschworen,
  Mich selbst zu bändigen.
Hier ist dein Kranz, er sei auf ewig mir verloren,
  Nimm ihn zurück und lass mich sündigen.

Zerrissen sei, was wir bedungen haben,
  Sie liebt mich – Deine Krone sei verscherzt.
Glückselig, wer in Wonnetrunkenheit begraben,
  So leicht wie ich den tiefen Fall verschmerzt.

Sie sieht den Wurm an meiner Jugend Blume nagen
  Und meinen Lenz entflohn.
Bewundert still mein heldenmütiges Entsagen
  Und großmutsvoll beschließt sie meinen Lohn.

Misstraue, schöne Seele, dieser Engelsgüte,
  Dein Mitleid waffnet zum Verbrechen mich.
Gibt’s in des Lebens unermesslichem Gebiete
  Gibt’s einen andern schönern Lohn als D i c h?

Als das Verbrechen, das ich ewig fliehen wollte?
  Tyrannisches Geschick!
Der einz’ge Lohn, der meine Tugend krönen sollte,
  Ist meiner Tugend letzter Augenblick!

 


 

Überarbeitet auf Basis folgender Quellen:

  1. Gedichte von Friedrich Schiller. Siegfried Lebrecht Crusius, Leipzig, 1804. Seite 4-279. Unveränderter Originaltext auf dieser Seite.
  2. Friedrich von Schillers sämmtliche Werke. Dritter Band. J.G. Cotta’sche Buchhandlung. 1812. Seite 3-399. Unveränderter Originaltext auf dieser Seite.